Als Mahnung gegen Krieg und Vertreibung haben mehrere Bürger, Bürgermeister Wolfram Göll, Landtagsabgeordneter Volker Bauer, die Vertriebenenbeauftragte der Staatsregierung, Sylvia Stierstorfer, und die mittelfränkische Europaabgeordnete Marlene Mortler in Kammerstein-Haag einen Erinnerungsapfelbaum gepflanzt.
„Wir setzen mit diesem Bäumchen auch ein Mahnmal für Frieden und Versöhnung, gegen Gewalt, Krieg und Vertreibung“, erklärte Bürgermeister Wolfram Göll vor der Pflanzung. Er erinnerte nicht nur an die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch an den brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. „Was dort geschieht, ist ein völkerrechtswidriger, durch nichts gerechtfertigter und verbrecherischer Angriffskrieg mit Millionen Opfern: Toten, Verletzten und Vertriebenen“, unterstrich Bürgermeister Göll, dessen sämtliche Vorfahren aus dem Sudetenland stammen.
Der junge Apfelbaum der Sorte „Roter Aloisius“ steht jetzt auf dem kleinen Spielplatz am Rand der Haager Rangausiedlung. Der Ort wurde mit Bedacht gewählt, so Bürgermeister Göll. Viele der in Schwabach angekommenen Heimatvertriebenen fanden in der Haager Rangausiedlung eine neue Heimat, insbesondere Sudetendeutsche.
„Nie wieder Krieg“ ist für Volker Bauer einer der Kernsätze seiner politischen Arbeit. Bereits in jungen Jahren organisierte er Zeitzeugengespräche zum Kriegsgeschehen um den Heidenberg. Als Landtagsabgeordneter weitete er diese Gedenkarbeit auf alle Kommunen im Kreis Roth aus. Seit April 2018 verfolgt Umweltpolitiker Bauer einen zweiten Ansatz: Erinnerungs- und Biodiversitätsarbeit verbinden. Seinerzeit gestaltete Bauer mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft ein „lebendiges Denkmal“ in Erinnerung an die Vertreibung von rund 55.000 Menschen nach Schwabach nach dem Zweiten Weltkrieg.
Als Ministerpräsident Markus Söder 2021 mit dem Streuobstpakt die Pflanzung von einer Millionen Streuobstbäume bis 2035 verkündete, regte Bauer in der CSU-Landtagsfraktion an, die Pflanzung von Erinnerungsbäumen zu fördern. „Mit einem Apfelbaum und Tafel wird dann beispielsweise an die Vertreibung der Großeltern oder den gefallenen Großvater erinnert – und gemahnt, wie Nationalismus und Propaganda dazu führten“, erklärte Bauer. Es gehe darum, verschiedene Ziele in Verbindung zu denken und landesweit möglichst viele Gruppen ins Boot zu holen, etwa Soldaten- und Kameradschaftsvereine, Landsmannschaften aber auch Kommunen.
Eine ukrainische Familie fand vorübergehend eine neue Heimat in der Brüsseler Wohnung der Europaabgeordneten Marlene Mortler. Die Familie wolle aber nicht lange dort bleiben, erzählte sie. „Die wollen baldmöglichst ihre Heimat wieder aufbauen – eine Option, die die Heimatvertriebenen nicht hatten. Sie haben sich mit großer Leistung in Franken eingebracht“, blickte Mortler voll Respekt zurück.
Die Vertriebenen-Beauftragte Sylvia Stierstorfer unterstrich bei der Baumpflanz-Aktion, dass es gerade die Heimatvertriebenen waren und sind, die gegen Hass und Revanchismus und für Völkerverständigung und ein geeintes Europa stehen. Stierstorfer, deren Familie zum Teil aus dem Sudetenland stammt, unterstützt seit Jahren engagiert die Arbeit der Landsmannschaften.
dn /wog