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Lärmmindernder Asphalt für die A6

Lärmmindernder Asphalt für die A6
Zwei Varianten des Straßenbelags kämen für den Lärmschutz
Lärmmindernder Asphalt für die A6

Die Dörfer Waikersreuth und Albersreuth der Gemeinde Kammerstein sollen durch lärmmindernden Asphalt besser gegen den Verkehrslärm von der bald sechsspurigen Autobahn A 6 geschützt werden. Das ist das wichtigste Ergebnis eines Ortstermins in Waikersreuth und Albersreuth, zu dem der Kammersteiner Bürgermeister Wolfram Göll (CSU) mehrere Bundestags- und Landtagsabgeordnete, den Direktor der Autobahn-GmbH, Reinhard Pirner, den Rohrer Bürgermeister Felix Fröhlich (SPD) sowie Bürger eingeladen hatte.

Grundrauschen in beiden Dörfern

Zunächst verschaffte die Runde sich einen Eindruck über die Lärmbelastung in Waikersreuth und Albersreuth und unterhielt sich mit Bürgern aus den Dörfern. In beiden Dörfern ist bereits jetzt, vor dem Ausbau, ein „Grundrauschen“ durch die Autobahn deutlich vernehmbar. Alle anwesenden Politiker waren sich darin einig, dass die Bürger auch in kleinen Dörfern Anrecht auf einen guten Lärmschutz haben. „Natürlich haben wir hier eine ländliche Gegend, natürlich ist sie nicht so dicht bebaut wie Städte. Dennoch leben auch in unseren Dörfern Menschen, die ein Schutzbedürfnis gegenüber Lärm haben“, betonte Bürgermeister Wolfram Göll gleich zu Beginn.

Aus den Parlamenten waren zu dem Ortstermin der Bundestagsabgeordnete Sascha Müller (Grüne) und der Landtagsabgeordnete Volker Bauer (CSU) erschienen. Die weiteren eingeladenen Bundestagsabgeordneten Ralph Edelhäußer (CSU), Jan Plobner (SPD) und Kristine Lütke (FDP) waren entschuldigt, hatten aber vorab ihr großes Interesse an weiteren Lärmschutzmaßnahmen für die Bürger geäußert.

Welcher lärmmindernde Asphalt auf der Neubaustrecke zwischen Schwabach-West und dem Bereich Albersreuth/Dechendorf zum Einsatz kommt, ist noch nicht endgültig geklärt. Laut Autobahndirektor Reinhard Pirner gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens eine lärmtechnisch optimierte Variante eines „Splittmastix-Asphalts“ namens „LMA 8“, die gerade den Lärm aus schnell fahrenden Lkws um immerhin 4,6 Dezibel reduziert, was objektiv mehr als eine Halbierung der Lärmbelastung bedeute. Dieser „LMA 8“-Asphalt wäre im Vergleich zu herkömmlichem Asphalt kostenneutral, erklärte Pirner.

Zweitens gibt es laut Autobahndirektor Pirner den weithin bekannten „Offenporigen Asphalt“ („OPA“) mit der Typenbezeichnung „PA 8“ – im Volksmund auch „Flüsterasphalt“ genannt. Dieser schluckt anfangs mit 5,4 Dezibel noch etwas mehr Lärm vom Lkw-Rollgeräusch, ist aber schon im Einbau wesentlich kostspieliger und müsste etwa alle zehn Jahre komplett erneuert werden. Denn die offenen Asphalt-Poren setzen sich durch Abrieb und Dreck mit der Zeit zu und verlieren ihre lärmmindernde Wirkung.

Teurer „Opa“

Der Einbau des teuren „OPA“ würde für den Abschnitt zwischen Schwabach-West und dem Bereich Albersreuth/Dechendorf rund neun Millionen Euro zusätzlich kosten, rechnete Pirner vor. Aufgrund der Lärm-Berechnungen und des Umstandes, dass es sich in den Dörfern um dörfliche Mischgebiete mit höheren Grenzwerten handelt, sei in dem Bereich ein „OPA“ ebensowenig wirtschaftlich gerechtfertigt wie Lärmschutz-Wälle oder -Wände.

Die Kosten von neun Millionen Euro für den „OPA“ seien daher auch nicht in der bisherigen Planung enthalten. Eine Entscheidung über den Asphalt-Belag wäre bis September 2022 nötig, so Pirner. Der erste Spatenstich für die Ausbaustrecke solle indes bereits im Mai erfolgen. Auf der A 6 als europäischer Ost-West-Magistrale sei ein besonders starker Lkw-Verkehr gegeben, sagte Autobahndirektor Pirner. Während bayernweit der Lkw-Anteil auf Autobahnen 15 Prozent betrage, seien es hier 26 Prozent. Die Lkw seien für den allergrößten Teil des subjektiven Verkehrslärms verantwortlich.

Der Bund ist zuständig

Die zusätzlichen Kosten von neun Millionen Euro für den „OPA“ überstiegen bei weitem die finanzielle Kraft der Gemeinde Kammerstein und müssten vom Bund kommen, stellte Bürgermeister Wolfram Göll fest. Dieser Beschluss müsste direkt im Bundestag gefasst werden, denn seit Anfang 2021 liegen alle Autobahn-Bauten in der direkten Zuständigkeit des Bundes. An dieser Stelle seien die Bundestagsabgeordneten gefragt. Idealerweise sollten alle Abgeordneten aus der Region parteiübergreifend an einem Strang ziehen, wünschte sich Göll.

Bundestagsabgeordneter Sascha Müller meinte, dass hier sowohl Haushalts- als auch Verkehrsausschuss des Bundestags zustimmen müssten. Angesichts der zusätzlichen Ausgaben des Bundes in Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der Corona-Pandemie sei es allerdings fraglich, ob man dies durchbekomme. Man werde sich nochmals zusammensetzen und die beste Lösung suchen.

Bürgermeister Felix Fröhlich aus Rohr berichtete, im Bereich Dechendorf habe die Gemeinde die Möglichkeit, einen eigenen Lärmschutzwall zu bauen. Die Kosten von 100 000 Euro könne die Kommune aber nicht stemmen. Dazu kämen hohe jährliche Unterhaltskosten, so Fröhlich.

Im weiteren Verlauf wurde auch die – theoretische – Möglichkeit eines Lärmschutzwalles beidseits der Autobahnbrücke im Bereich Albersreuth erörtert, also südlich der Autobahn. Da dort die Fahrbahn der A 6 zehn bis elf Meter über dem umgebenden Gelände verläuft, müsste ein Wall mindestens 15 Meter hoch sein, damit er sich schallmindernd auswirkt. Autobahndirektor Pirner schätzte, dass bei 15 Meter Höhe die Sockelbreite des Lärmschutzwalls etwa 40 Meter betragen müsse.

Obgleich der Wall topografisch bedingt vergleichsweise hoch sein müsste, zeigte sich Landtagsabgeordneter Volker Bauer optimistisch, das benötigte Erdmaterial von einer Baufirma rasch und vermutlich sogar kostenlos organisieren zu können. Für die Kommune bliebe allerdings die Herausforderung, die benötigte Fläche zu erwerben und den laufenden Unterhalt zu finanzieren.

Das Treffen von Bürgermeistern, Bundestags- und Landtagsabgeordneten mit der Autobahn-GmbH und Bürgern war vom Kammersteiner Bürgermeister Wolfram Göll organisiert worden. Der Lärmschutz für die Kammersteiner Ortsteile Haag und Schattenhof war nicht direkt Gegenstand des Ortstermins. In dem Bereich der A 6 zwischen Schwabach-West und den Raststätten „Kammersteiner Land“, der Haag und Schattenhof betrifft, sind bereits in der bestehenden Planung sowohl lärmmindernder „OPA“-Asphalt als auch Lärmschutz-Wälle und -Wände vorgesehen. Die Eigentümer der Häuser im Ortsteil Schattenhof, die sehr nah der Autobahn liegen, bekommen zudem Schallschutzfenster bezahlt. wog

 

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